Herbst wurde es im Lande
Herbst wurde es im lieblichen Tale,
Die Blätter fielen herab in großer Zahl,
Kälte liegt über den Gestaden der Gebirge,
Nebel verbirgt die Schönheit der Wellen
Und am Krippenstein liegt schon der Schnee.
Dichter Nebel liegt über dem klaren See,
Umhüllt sind die hohen Klippen der Berge,
Unsichtbar erscheint die goldene Sonne,
Nicht zu finden sind der Wahrheit Wege.
Doch dann erglänzt das Licht des Himmels:
Der Nebel stieg dampfend auf,
Die Berge wallen in klarer Luft,
Endlich lacht die Schönheit der Natur.
Ein milder Herbsttag am Hallstättersee.
Es erstrahlet das Bunte des Laubes,
Die Sonne umleuchtet die wiegende Woge
Und Harmonie umwieget den Wald.
Der See liegt still und schweigend,
Die Gipfel wanken in der Ruhe Glanz,
Die Wiesen glänzen in ermattendem Grün,
Den Himmel zieret unendlich sanftes Blau.
Leise zwitschert der vielen Vögel Zahl
Ein süßes schönes Lied der Liebe.
Noch ist ihr Sang voll Anmut
Und noch nicht von Trauer und Schmerz.
Der Dichter sitzt an den Gestaden des Ufers,
Schließt sachte das ermüdete matte Auge,
Das einst erglänzte in holder Freude,
Denkt zurück an den schönen Tag im Sommer,
Als umschlang sein Arm die schöne Maid.
Er sieht sie noch immer vor sich,
Die Frau, der er schenkte sein Herz,
Der ganz er widmete sein Leben,
Doch die ihn verließ in tiefem Schmerz.
Ach, wie glänzte ihr blondes Haar!
Wie hold leuchteten die roten Lippen!
Alles an ihr war so wunderschön!
Ihr Gesicht erstrahlte vor Glück!
Sonne und Glanz ist ein Sommertag,
Wenn Wärme umwebt die Natur,
Sanfte Wellen den See bewegen
Und der Wald sachte rauschet.
Verdoppelt sah er die Schönheit:
Die Ästhetik der milden Natur,
Das schlagende Herz der Maid,
Ihrer wunderbaren Worte Klang.
Wärme war in seine Seele gedrungen,
Göttlichkeit spürte er in ihren Worten,
Als sie sanft lispelnd sagte zu ihm:
„Mein lieber Schatz, ich liebe dich!“
Wie ein Pfeil schoß es in seinen Leib,
Wallendes Sehnen rührte sich schnell:
Denn wer kennt der Liebe Walten,
Der kennt die tiefste Sehnsucht,
Die ihn erfüllt, wenn die nicht ist da,
Die sein Herz mit Minne füllt,
Sein Begehren mit Erfüllung stillt.
Die Mär von Tristan und Isolde,
Die schoß ihm in die Sinne:
Enthalten in der größten Liebe
Ist immer die Sehnsucht nach dem,
Den Dein Herze wirklich liebt!
Ihr güldenes Haar leuchtete so hell
Wie der große König des Firmaments.
Ihre inbrünstig holde milde Gestalt
War vollkommen wie das edle Funkeln
Der lieblichen Sterne in dunkler Nacht,
Umhüllt von Lunas gewaltigem Licht.
Dann küsste er voll Inbrunst
Die wunderbar roten Lippen
Der wunderschönen lieben Maid:
Vergessenheit umfing ihn dann,
Nicht war er im belastenden Hier,
Er schwebte im hehren Nichts
Und vergaß Zeit und Raum.
Er streichelte ihr lockiges Haar
Sanft wie ein Windstoß über den See,
Der milde das Wasser bewegt,
Sodas es immer fließen mag.
Er trägt stets die Schuld daran,
Daß man niemals erleben kann,
Denselben Stand des Augenblicks,
Wenn man im Sommer hineinsteiget.
Anmutig umarmten sie sich,
Es leuchtete die strahlende Sonne,
Der hohe Berg spiegelte sich gewaltig
Im Antlitz der leuchtenden Natur,
Manifestiert am hellsten Sommertage.
Jetzt sitzt er da und denkt nur an sie!
Es fallen ihm bittere Tränen auf die Wang`,
Die früher erglühten in roter Brunst.
Dann kommt ein fester Windstoß
Und Laub lieget im dunklen See.
Das Herze drückt ihn wie ein Stein,
Im Geiste hört er ihrer Stimme Glanz,
Die immer hat beruhiget
Der Unruhe Walten in seinem Geist.
Doch erscheinet sein blonder Engel,
Gesundet die depressive Seele,
Wallt sein Herz an ihrer Liebe,
Ist das Leben wieder herrlich!